Performance-Kunstaktion-Arbeitskampf von Tilman Aumüller, Alexander Bauer, Philipp Bergmann, Elisabeth Krefta, Christopher Krause, Triada Kowalenko, Anne Mahlow, Michael McCrae, Thea Reifler, Matthias Schönijahn, Coretta Schulte, Ola Stankiewicz, Alma Wellner‑Bou
Maxim Gorki Theater, Osterfestival der Kunsthochschulen, 2013
Zum Osterfestival der Kunsthochschulen 2013 am Maxim Gorki Theater in Berlin bot eine Gruppe aus Gießen anstatt, wie gefordert, einen gespielten, einen „wirklichen Aufstand“. Die Gruppe reagierte damit auf das Festivalmotto „Aufstand proben“ und den Versuch des Theaters, sich den Anschein des politisch Widerständigen zu geben, bei gleichzeitiger Aufforderung zur Selbstausbeutung, die als Nachwuchsförderung legitimiert wurden. Die Aktion bewegte sich zwischen Arbeitskampf und Kunstaktion und stieß eine Debatte an, über Theaterstrukturen, das Politische in der Kunst und die Arbeitsbedingungen von Nachwuchskünstlern an.
Die Ausschreibung des Theaters lautete: „Nicht nur in der arabischen Welt, in Griechenland, London und in den USA wird über den kommenden Aufstand geredet. Occupy ist längst auch vor unserer Haustür angekommen. Und nun fragen wir: Was bedeutet Aufstand für Euch? Wofür würdet Ihr auf die Straße gehen und das Wort erheben?“ Gleichzeitig wurde mitgeteilt, dass das Festival in keiner Weise finanzielle Unterstützung leisten könne, und es wurden sehr enge Bedingungen für Auf- und Abbauzeiten festgelegt.
in einer einstündigen Performance rechnete die Gruppe die Ausgaben vor, die für diese Aufführung nötig waren, insbesondere der Mittel, die jeder aufgrund der mangelnden Finanzierung durch das Festival privat aufbringen musste. Die Gruppe behauptete dann, dass ihre Performance darin hätte bestehen sollen, ein Spiel zu spielen, in welchem entweder das Publikum oder die PerformerInnen 1000 Euro gewonnen hätten. Da dieses Geld aber vom Theater nicht ausgezahlt wurde, könne das Spiel nicht stattfinden und die neue, „spontane“ Idee sei daß alle gemeinsam gegen das MGT spielen: Schaffen wir es gemeinsam in einem Aufstand vom Theater 1000 Euro zu erstreiten? Die Trennung von Publikum und Performern wurde aufgehoben und die Bühne für besetzt erklärt. PerformerInnen und ZuschauerInnen taten sich zu einem Plenum zusammen, um gemeinsam Entscheidungen zu treffen, und um Verhandlungen mit dem Theater zu führen um die Forderung durchzusetzen und Kriesensitzung zu halten, da das Theater von Anfang an jegliche Kommunikation mit dem Satz verweigerte: „Auf der Bühne wird nicht diskutiert. Diskussionen finden in der Kantine statt.“ Im Plenum wurde auch mit den anderen Gruppen, die nicht auftreten konnten, erhitzt darüber diskutiert warum und zu welchem Preis man denn nun eigentlich Kunst machte und ob diese Aktion Kunst sei ode Politik. Dabei öffnete die symbolische Forderung der 1000 Euro einen Raum, in dem immer unklar war, was nun eigentlich ein Spiel war, eine Verwirrung in der sich die zugrunde liegenden Motivationen, Ideologien und Fiktionen aller Beteiligten exponierten.